Kastanie


Die Kastanie - eine früher wie heute hochgeschätzte Heilpflanze


Die Kastanie (Castanea) stammt ursprünglich aus Südosteuropa und wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts auch bei uns eingeführt, wo sie sich schnell und auf natürliche Art verbreitete. Aufgrund ihrer ausladenden Wuchsform mit ihren schönen Blütenkerzen im Frühjahr und den fingerförmig gegliederten, großen Blättern ist sie sehr hübsch anzusehen und spendet im Sommer in Parks und Biergärten reichlich Schatten. Im Herbst erfreut sie uns mit goldgelben, dichten Laubbergen. Ein Baum kann bis zu 300 Jahre alt werden, was hierzulande keine Seltenheit ist.
Die in Deutschland am häufigsten vorkommende Art ist die Rosskastanie aus der Familie der Rosskastaniengewächse (Hippocastanaceae), die auch in Strauchform auftreten können. Diese tragen hellgrüne, stachelige Fruchtbecher, die im Herbst braunglänzende, herrlich glatte Früchte freigeben. Im Gegensatz zu den Früchten der Edelkastanie – die botanisch gesehen einer anderen Pflanzenfamilie angehört - sind die Früchte der Rosskastanie ungenießbar.
Nicht nur bei Kindern sind die Kastanienfrüchte beliebt, sie wurden auch schon früh ihrer Heilwirkung wegen geschätzt. Der Name Rosskastanie leitet sich wohl von dem alten Wort für Pferd – also Ross – her, denn man verfütterte die Früchte früher oft an Pferde, die unter Husten und Atemnot litten. Auch heute noch werden aus den Blüten und Früchten der Pflanze Arzneitees zubereitet, die Husten und Bronchitis lindern sollen. Als Bäder verabreicht, entfalten Auszüge der Kastanie eine heilende Wirkung bei Gelenk- und Venenproblemen. Eine Kastanienfrucht, in der Hosentasche getragen, soll übrigens rheumatischen Erkrankungen vorbeugen.
Ein besonders hoher Stellenwert kommt der Rosskastanie in ihrer Heilwirkung auf das Gefäßsystem zu. Die wirksamen Inhaltsstoffe sind hauptsächlich in den Samenfrüchten zu finden. Das in der Kastanienfrucht enthaltene Aescin - ein Wirkstoffkomplex, der aus etwa 30 verschiedenen Einzelstoffen besteht – wirkt venenabdichtend. So wird verhindert, dass sich Wasser im Gewebe einlagert. Gleichzeitig wird das Gewebe auch gefestigt. Dieser Effekt kann in der Medizin genutzt werden, um Krampfadern vorzubeugen oder zu verhindern, dass vorhandene Krampfadern sich stärker ausbilden. Bei Venenschwäche und der damit verbundenen Tendenz zur Krampfaderbildung leistet das Extrakt der Rosskastanie daher gute Dienste. Sowohl in den Früchten, als auch in den Blättern und Blüten der Pflanze enthalten sind auch Flavonoide und Saponine (Seifenstoffe), denen eine entzündungshemmende Wirkung bescheinigt wird. Als Mittel zur Beinpflege ist die Heilpflanze heute aus dem Apothekenschränkchen kaum noch wegzudenken. Besonders angenehm und schmerzlindernd bei müden und geschwollenen Beinen wirkt eine Einreibung mit den heilsamen Inhaltsstoffen der Kastanie. Ein kühlendes Gel, eine Tinktur oder eine Salbe mit Rosskastanienextrakt verschafft Linderung bei Sportverletzungen wie Prellungen, Zerrungen und Blutergüssen. Innerlich und äußerlich angewandt können die Heilsubstanzen der Kastanie auch gegen Hämorrhoiden und sogar bei Artherosklerose helfen.